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Hinteres Schlösschen & Bannturm
Die Heusenstammer Schlossanlage bildet eine Einheit, die früher nach dem System der Wasserburgen von breiten, mit Wasser aus dem Bieberbach gespeisten, Gräben geschützt war. Zu ihr gehören das Schloss, das Hintere Schlösschen und der Bannturm.
Das Hintere Schlösschen (im Ostteil der Schlossanlage) geht auf die alte Burg der Herren von Heusenstamm zurück. Diese Burg ist im Verlauf der Geschichte mehrmals umgebaut und nach Zerstörungen wieder aufgebaut worden: so zu Beginn des 15. Jahrhunderts, zur Zeit Martins von Heusenstamm Mitte des 16. Jahrhunderts und nochmals 1561 unter Eberhard von Heusenstamm, wie der Stein über dem Schlosseingang mit dieser Jahreszahl beweist. Im 30jährigen Krieg war die Burg stark beschädigt worden. Als sich die Schönborner nach ihrem Einzug 1661 ein neues Schloss bauten, setzten sie auch das Hintere Schlösschen wieder instand; es wurde jedoch nur zu Wirtschafszwecken und als Wohnung für die Dienerschaft benutzt. Aus verschiedenen Mauerresten und anhand eines Bildes aus dem Jahr 1810 ist zu schließen, dass Wohngebäude und Turm früher durch eine im Bogen verlaufende Mauer mit zwischenliegenden Wirtschaftsgebäuden verbunden waren.
Diese Verbindung ist später beseitigt worden. Nur die aus dem sumpfigen Wiesengelände aufsteigenden Umfassungsmauern bis zur Höhe des aufgeschütteten Schlosshofs sind heute noch zu sehen. Das Wohngebäude, ebenfalls mit Kellergewölben versehen, geht nur bis zum ersten Stock noch auf die alte Burganlage zurück. Die oberen Mauerteile aus Ziegelsteinen mit ihren neugotischen Bogenfriesen sind im 19. Jahrhundert erneuert worden. Das Haus diente lange Jahre bis kurz vor dem Zweiten Weltkrieg als Kindergarten und katholische Schwesternstation. Durch eine Bombe wurde am 11. Dezember 1944 der nördlich des Treppenhauses gelegene Gebäudeflügel zerstört. Bei der Renovierung des Gebäudes nach dem Krieg wurde dieser Flügel ganz beseitigt und eingeebnet.
Der so genannte Bannturm enthält in seinen Mauern zum Teil Buckelquadern aus rotem Sandstein, die vermutlich noch aus der ältesten Zeit der Burggeschichte stammen sowie aus Hau- und Backsteinen verschiedener Epochen. Der mit starken Gewölben unterkellerte Turm, der an der südöstlichen Ecke durch eine Wendeltreppe zu besteigen war, war in mehrere Geschosse unterteilt und trug frührer ein Giebeldach. Zudem diente der Turm zeitweise als Gefängnis.
Nach einer gründlichen Renovierung und einem Innenumbau 1994 ist das Hintere Schlösschen in den Rathauskomplex eingebunden worden und wird heute als Veranstaltungsraum vielfältig genutzt. Es gibt einen multifunktionalen Kultursaal, zwei Trausäle, Fraktionszimmer und das Büro des Stadtverordnetenvorstehers.
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